Abolirea familiei / Die Abschaffung der Familie
FFT Juta Dauer: 120 Minuten / Sprache: Moldawisches Rumänisch, Russisch, Romani mit deutschen und englischen Übertiteln19€/11€ (erm.) Ticket jetzt kaufen
Nichts geht über die Familie! Sie ist heilig. Sie gilt auch in der Republik Moldau und auch nach dem Untergang der Sowjetunion als Norm. Doch was passiert, wenn eine Familie den ökonomischen Herausforderungen einer politischen Krise nicht gewachsen ist und ihr die Auflösung droht? Verknüpft mit der persönlichen Erfahrung des Verlusts ihrer Eltern fragt Nicoleta Esinencu mit ihren Protagonist*innen nach dem Begriff der Familie im 21. Jahrhundert. Dabei bilden die Geschichtenerzähler*innen mit ihrem Chor eine kollektive Stimme, die einen vernichtenden Blick auf Monogamie und Privateigentum wirft, um nicht nur das patriarchale System, sondern am Ende den Kapitalismus selbst zu verfluchen.
Nicoleta Esinencus viel diskutierte Theaterprojekte betrachten die gesellschaftliche Realität in der Republik Moldau und die damit verbundenen Widersprüche der postsowjetischen Zeit. Sie werfen dabei auch einen kritischen Blick auf die gesamteuropäische Geschichte.
Zwischen den Erzählungen versucht man sich an einer theatralen Austreibung der Übel, die aus der Sicht von Esinencu zu der kompletten Schieflage der postsowjetischen Gesellschaft beitragen. Die Küchengeräte, die auf Soundplatten stehen, sorgen für die akustische Untermalung – sie rühren in Schüsseln, klopfen auf Topfdeckel, rasseln mit Trockenfrüchten –, dann wird für immer abgeschafft, verflucht, weggezaubert: Monogamie, Patriarchat, der Staat, das Privateigentum und der Kapitalismus.
„Die Abschaffung der Familie“ heißt das Stück, das sich mit modernen Familienstrukturen und Familiensagas beschäftigt: von patriarchalen bis hin zu Frau-mit-Kind-Versionen, von Oma-Kind-Familien, bei denen die Eltern im Ausland arbeiten, bis hin zu Partnerschaften ohne Nachwuchs. Durch den Tod ihrer Eltern mit dem Familienthema konfrontiert, beschäftigen Esinencu eher die abgründigen Aspekte von Familien wie Gewalt, Unterdrückung, Lebenslügen und Verleumdung, Themen, die sie in ihrem Stück von einem Theaterchor kommentieren lässt.
Ans Eingemachte - Jan+Feb 2020