Die Macht der Infrastrukturen (entfällt)
FFT Kammerspiele 10€/5€ (erm.)
„Infrastruktur“, so schreibt der Leipziger Historiker Dirk van Laak, einer der Pioniere der Infrastruktur-Forschung, „erzeugt Fließräume, in die wir uns im Bedarfsfall einklinken, indem wir das Leitungswasser laufen lassen, den Strom anschalten, die Bahn besteigen oder ins Internet gehen“.
Wenn Wasser oder Strom wegen Wartungsarbeiten für einige Stunden abgestellt werden, wenn wir wieder einmal in einem Funkloch stecken oder die Mülltonnen nicht wie erwartet geleert werden, wird deutlich, wie instabil und außergewöhnlich diese Versorgungssysteme sind. Die als selbstverständlich erachtete „gute Ordnung“, welche die reibungslosen Abläufe in einer extrem dicht vernetzten Gesellschaft garantieren soll, ist in Wahrheit prekär.
Infrastrukturen wurden mit der einsetzenden Industrie-Moderne und der entstehenden anonymen Massengesellschaft der Garant insbesondere für Urbanität, für Wohlstand und Lebensqualität und zur Säule staatlicher Daseinsvorsorge. Sie stehen für die systematische Vernetzung von Raum und Gesellschaft. Um so wichtiger ist die Frage nach Zugänglichkeit: Wer ist angeschlossen und wer wird ausgeschlossen? Diese Frage stellt sich nicht zuletzt in Hinblick auf den Zusammenhang von Infrastrukturen, imperialistischer Expansion und Kolonialismus. Im Anschluss an den Vortrag von Dirk van Laak, in dem er die Reichweite des machtvollen Konzepts „Infrastruktur“ darstellen wird, diskutieren wir über dessen Auswirkungen auf das Leben in der Stadt unter den Vorzeichen von Globalisierung und Digitalisierung.
Unter dem Titel Stadt als Fabrik erforscht eine Arbeitsgruppe bestehend aus den Stadtforschern Klaus Ronneberger und Jochen Becker, dem Künstler Jan Lemitz und der Leiterin des FFT Kathrin Tiedemann die Gemengelage aus Stadtentwicklung und urbanem Leben, globalem Finanzwesen und politischen Bewegungen. Im Zusammenhang mit dem Umzug des FFT ins Düsseldorfer Bahnhofsviertel gegründet, stellt die Arbeitsgruppe auch Fragen nach der heutigen und zukünftigen Rolle von öffentlichen Institutionen und nach den Anforderungen der diversen Stadtgesellschaft an ein zukünftiges Theater. Die Reihe „Stadt als Fabrik“ wird gefördert im Rahmen des Bündnisses internationaler Produktionshäuser von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.